Gestern waren
wir überpünktlich in der Praxis. Nach der kurzen, professionellen Anmeldung
wurden wir sofort und ohne Wartezeit von einer Schwester auf die Station
gebracht. Wir haben unser eigenes Zimmer bekommen und ich fühlte mich komischerweise
wie im Urlaub. Total verrückt, aber das Zimmer war gemütlich und draußen schien
die Sonne. Ich hab mich also wohl gefühlt. Anders als bei der ersten ICSI, wo
wir in einem großen Raum mit zwei oder drei weiteren Paaren darauf gewartet
haben, nacheinander abgefertigt zu werden. Privatsphäre gleich null. Das war
sehr unangenehm, weil jeder im Raum alles mitbekommen hat, was man getan oder
gesagt hat. Nun aber Einzelzimmer mit Blick auf den begrünten Innenhof und
leise Entspannungsmusik aus den Deckenlautsprechern.
Dann kam als
erstes die Stationsschwester und hat uns erzählt, wie der Ablauf sein wird. Die
war wirklich nett, hat immer gelächelt und nachgefragt, ob wir noch Fragen
haben und wirkte nicht im Geringsten gehetzt. Dann kam ein netter junger Mann
und hat meinen Mann zur „Samenspende“ abgeholt. Ich habe mich in der Zeit mit
einem guten Buch abgelenkt. Kurz nachdem mein Mann zurück war, kam auch schon
der nette und ebenfalls fröhliche Anästhesist um mir den Ablauf der Narkose zu
erklären. Nachdem er raus war wusste ich, dass nix schiefgehen wird. Der hat
alles im Griff! Kurz darauf kam noch mal die nette Stationsschwester um mir zu
sagen, dass ich mich jetzt langsam fertig machen kann und dass es gleich losgeht.
Ich musste weder OP-Hemdchen noch Thrombosestrümpfe oder ähnlichen Blödsinn
anziehen. Ich sollte mir nur mein mitgebrachtes T-Shirt anziehen und mir die
kuschelige, bereitgestellte Decke um meine nackten Hüften binden. Zum Schluss
kam noch die Ärztin rein, die die Punktion durchführen würde, um sich
vorzustellen. Die hatte ich bei meinen Voruntersuchungen noch nicht kennengelernt,
aber die war total nett und hat einen kompetenten Eindruck gemacht.
Dann war es
soweit. Ich habe mich von meinem Mann verabschiedet und wurde von der Schwester
in den OP begleitet. Auch das war anders als beim ersten Mal, denn da wurde ich
auf einer Liege in den OP geschoben, um dann von der Liege auf den OP-Tisch zu
klettern. Ich frage mich bis heute, wie ich von dort wieder auf meine Liege
gekommen bin, auf der ich dann im Großraum-Wartezimmer/Aufwachraum zu mir
gekommen bin… Jedenfalls folgte dann der für mich unangenehmste Teil der ganzen
Prozedur. Die OP-Schwester, die mir den Zugang gelegt hat, war nämlich weder
nett noch besonders kompetent. Die musste nämlich den linken Arm nehmen, der
bei mir zum Blutabnehmen o.ä. nicht so geeignet ist, weil man die Venen nicht
gut sieht. Sie hat dann ziemlich grob in meiner Armbeuge rumgestochert (AUA!),
mir schon irgendetwas gespritzt, sodass mir schwindelig wurde, um dann
festzustellen, dass irgendetwas „abgebrochen“ sei (was zum Teufel war das?), um
dann wie blöd auf meiner Hand rumzuklopfen, um dort eine Vene sichtbar zu
machen. Sie hat dann dort, wo sonst eigentlich meine Uhr sitzt, am Handgelenk,
auf Höhe des Daumens den Zugang gelegt. Was für eine beschissene Stelle! Dann
hat sie meinen Arm nicht vorsichtig auf die Halterung gelegt, sondern drauf
fallen lassen. Ich hätte sie killen können! Aber man sieht sich immer zweimal
im Leben! Viel mehr Rachegedanken konnte ich dann nicht mehr hegen, denn dann
war ich auch schon im Land der Träume.
Als der Anästhesist
mich noch im OP wieder geweckt hat, dachte ich mein Mann weckt mich und habe
ihn mit dem Kosenamen meines Mannes angesprochen. Wie peinlich. Er meinte dann
nur, dass er es nicht ist, mich jetzt aber zu ihm bringt. Ich weiß nicht warum,
aber ich habe angefangen zu heulen. Eigentlich war alles in Ordnung, aber ich
konnte mich nicht beherrschen. Draußen hat die nette Schwester auf mich
gewartet und ich habe sie unter Tränen gefragt, wie viele Eizellen sie
punktieren konnten, denn der Anästhesist wollte es mir nicht verraten. Sie
meine über 10 und damit war ich zufrieden. Ich wurde auf mein Zimmer zu meinem
Mann gebracht, der sich erst einmal total erschrocken hat, als ich weinend
reingebracht wurde. Aber es war ja alles in Ordnung und ich bin dann langsam zu
mir gekommen und konnte mich beruhigen. Da ich ziemliche Schmerzen hatte, habe
ich noch einen Tropf mit Paracetamol bekommen und langsam wurde es besser und
ich immer klarer. Dann kamen in regelmäßigen Abständen irgendwelche Leute rein
und haben mich irgendwelche Dinge gefragt, aber ich habe nur auf die Biologin
gewartet. Als sie endlich kam und uns erzählt hat, dass es tatsächlich FÜNFZEHN
Eizellen sind, war ich sehr erleichtert und mir die Schmerzen ziemlich egal,
die ja dank Tropf schon zurückgegangen waren.
Nach zirka einer
Stunde durfte ich mich dann langsam wieder anziehen. Auf der Toilette habe ich
mich noch einmal ziemlich erschrocken, denn da war ziemlich viel Blut, aber zum
Glück kaum neues. Nachdem sich die Ärztin dann auch noch einmal persönlich nach
mir erkundigt, mir viel Glück gewünscht und sich verabschiedet hatte, durften
wir gehen. Mein Mann hat mich nach Hause gefahren und auf die Couch verfrachtet.
Wenn ich aufgestanden bin, um mir einen Tee zu machen oder auf die Toilette zu
gehen, konnte ich nur im Schneckentempo und leicht gekrümmt durch die Wohnung
schlurfen. Heute schlurfe ich zwar immer noch, aber wenigstens schon aufrecht!
Es tut zwar immer noch weh, aber es ist schon merklich besser als gestern. Nach
der letzten Punktion hatte überhaupt gar keine Schmerzen! Aber das liegt wahrscheinlich
an den vielen Eizellen. Und ich würde es wieder tun! Was nimmt man nicht alles
auf sich, für die Chance auf sein Wunschkind…
In nicht mal
mehr 2 Stunden darf ich im Eizellen-Labor anrufen, und nachfragen, wie viele
sich haben befruchten lassen und wann der Transfer ist. Ich bin aufgeregt!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen