Daraus soll ein Mensch entstehen?

Es ist wirklich unvorstellbar, dass aus diesem kleinen Pünktchen, dass ich heute auf dem Ultraschall sehen durfte, mal ein richtiger Mensch werden soll. So richtig mit Armen und Beinen und Haaren und Humor und allem was sonst noch so einen Menschen ausmacht.
Die Ärztin hat auf dem Ultraschall eine Fruchthöhle mit Dottersack gesehen. Ganz zeitgerecht entwickelt wie sie meint. Heute bin ich 5+3 und der berechnete Entbindungstermin ist der 16.04.2013. (Nicht dass ich das nicht alles schon recherchiert hätte ;-)) Ich hingegen konnte nur mithilfe des Fingerzeigs der Ärztin einen kleinen Punkt sehen, der sich ein bisschen von dem schwarz-weiß-grauen Einheitsschneegestöber des Ultraschallbildes abgehoben hat. Sie hat mir einen Ausdruck mitgegeben und ich habe mir gemerkt, wo er ist, damit ich ihn nachher meinem Mann zeigen kann. Der wird mich vermutlich auch komisch anschauen und mich fragen, wo denn da was zu sehen sein soll.
Blut hat sie nicht noch einmal abnehmen lassen. Sie meinte, dass wäre nicht notwendig, da man etwas auf dem Ultraschall erkennen kann und es jetzt nur noch darum geht, dass sich dieses Krümelchen gut weiterentwickelt. Gut, ich hätte den heutigen HCG-Wert schon gerne gewusst, aber andererseits hätte ich mich wahrscheinlich sowieso nur wieder verrückt gemacht und geändert hätte es an der Schwangerschaft sowieso nichts. Also gehe ich in einer Woche wieder hin und ich soll meinen Mann mitbringen. Denn sie denkt, dass man dann schon ein Herzchen blubbern sehen kann.

Jetzt bin ich schon so weit und glauben kann ich es immer noch nicht so richtig. Und dafür schäme ich mich schon fast, aber freuen kann ich mich auch noch nicht so richtig. Das macht mich total fertig, denn seit zwei Jahren wünsche ich mir nichts sehnlicher, als endlich schwanger zu werden, gebe unheimlich viel Geld dafür aus, pumpe mich mit Hormonen voll und mache alles nur Erdenkliche dafür, dass es endlich klappt und jetzt ist es soweit und ich freue mich nicht richtig?? Was ist nur los mit mir?? Ich hatte zwei Jahre Zeit, mir das Ganze ganz genau zu überlegen! Jetzt ist es ein bisschen spät für kalte Füße... Jeder der das jetzt liest und die letzten Wochen ein bisschen mitverfolgt hat, der muss denken "Die Alte hat doch nen Knall!!". Und das vollkommen zurecht, aber so ist es. Ich denke ich muss mich erst noch an den Gedanken und die neuen Lebensumstände gewöhnen.
Ich stelle mir das jetzt gerade ein bisschen so vor, wie wenn man jahrelang in einer viel zu kleinen Bude gehaust hat, in der es an jeder Ecke geschimmelt hat, die Fenster nicht dicht waren und der Fußboden bei jedem Schritt geknarrt hat. Man wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich mehr Platz zu haben und die Wohnumstände zu verbessern. Dann findet man endlich eine schöne neue Behausung und der Tag des Umzugs rückt näher und plötzlich fällt einem auf, dass die Straße so hübsch grün ist im Sommer und die Nachbarn waren allesamt nett und hilfsbereit und die Miete war auch noch unschlagbar günstig. Es fallen einem die ganzen schönen Momente ein, die man in dieser Wohnung erlebt hat. Plötzlich sitzt man mit Sack und Pack in der neuen Bude und will nur noch zurück. Spätestens, wenn sich der erste Nachbar wegen dem Umzugslärm beschwert, denkt man, man hat einen schrecklichen Fehler gemacht. Aber dann kommt der Punkt, an dem man sich nicht mehr in drei Decken einwickeln muss, um nicht mehr zu frieren, weil es zieht. Und dass man schon drei Nächte hintereinander durchgeschlafen hat, weil man nicht mehr vom Knarren aufwacht, weil der Partner auf Klo musste. Und eh man sich versieht, hat man die alte Wohnung vergessen.

Au wei, das ist jetzt aber doch ganz schön lang geworden. Naja, jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass dieser Punkt bei mir auch noch kommen wird! Schließlich huscht mir schon ab und zu ein fettes Grinsen durchs Gesicht, wenn ich an den süßen Strampler denke, den wir am Samstag geschenkt bekommen haben ;-)